Frau Gertz, die Siedlung ist einzigartig in Deutschland, wie ist sie entstanden?
Corina Gertz und ihr Mann Kris Scholz bei der Photo Beijing 2015. Privates Foto.
Die Siedlung wurde im Zuge der Ausstellung „Schaffendes Volk“ 1937 mit hundert Häusern erbaut – ursprünglich geplant war das Ganze vom Werkbund. Eine Straße, die Franz-Jürgens-Straße, in der wir wohnen, wurde dann zur Künstlerstraße. Das ergab sich dadurch, dass die neue Kunstakademie, die aufgrund des Ersten Weltkrieges nie richtig fertig gestellt worden war, abgerissen wurde. Die Künstler, die dort lebten, mussten ausquartiert werden und wurden in dieser Straße untergebracht.
Es gibt einen Dokumentarfilm über die Siedlung – „Insel am Rhein. Künstlersiedlung Golzheim“ – haben Sie den initiiert?
Ja. Produziert wurde er dann natürlich im Team, mit gewissen Unwägbarkeiten. Wir wurden zwar vom Kulturamt finanziert, aber haben leider von der Filmstiftung NRW kein Geld dafür bekommen. Dadurch hatten wir sehr wenig Geld zur Verfügung, aber wir haben einen ordentlichen Dokumentarfilm gedreht. Das war kein low-budget, das war eigentlich ein no-budget Projekt.
Blick auf das Haus in der Franz-Jürgens-Straße. Aus dem Archiv von Corina Gertz.
Im Film heißt es, die Künstler reden nicht über Kunst, wie ist denn hier die Dynamik? Ist das ein enges Miteinander?
Nein, überhaupt nicht. Das war wohl früher ein enges Miteinander, wie man auf alten Fotos sehen kann. Da gab es etwa gemeinsame Frühstücke oder die Säuberung des Beckens, aber das ist heute überhaupt nicht mehr so. Es gibt auch keine Versammlungen. Vereinzelt gibt es mal Freundschaften untereinander, wir hatten zum Beispiel gestern zwei Nachbarn hier zum Essen. Aber in der Regel sind die Künstler hier nicht sehr eng miteinander.
Früher eine richtige Künstlergemeinschaft, heute eher eine Künstlergesellschaft. Foto aus dem Nachlass von Dorette Khezri.
Das ist ja schade, wo es doch eine der letzten Künstlersiedlungen in Deutschland ist?
Ja, es ist glaube ich die letzte in dieser Art in Deutschland, die wirklich auch vom Kulturamt vergeben wird. In China findet man so was häufiger, aber dann gigantisch groß. Unsere Siedlung hier ist streng denkmalgeschützt. Da ist auch eingetragen, dass die Häuser für Künstler gedacht sind, zum Leben und Arbeiten – und wir hoffen, dass das auch so bleibt.
Hin und wieder ist noch etwas vom ursprünglichen Geist der Künstlersiedlung zu spüren. Von links: Beatrix Sassen, Alexandra Schucken, Corina Gertz, Nikolaus Sievers, Hermann Focke, Hede Bühl; Privates Foto von Corina Gertz.
Inwiefern steht das auf der Kippe?
Es gibt immer wieder Gerüchte. Wobei man uns im Bauamt bestätigt hat, dass der Denkmalschutz 2014 noch mal verstärkt wurde, aber man weiß ja nie. Daher auch der Film und die Publikationen, dass das Thema ins Bewusstsein der Leute geholt wird und der Stolz der Düsseldorfer auf ihre Künstlersiedlung das Ganze zusätzlich ein bisschen schützt.
>Frau Gertz, warum sind Sie Mandantin bei Frau vom Berg?
Wir sind befreundet und wenn mal was ist, rufe ich natürlich Frau vom Berg an. Sie ist einfach eine gute Anwältin. Wir sind in der Vergangenheit zusammen sehr stark gewesen, wenn irgendwas war. Dann haben wir unsere Sachen gut zu Ende bekommen und vor allem immer gewonnen.
Künstlersiedlung Golzheim, Foto aus dem Nachlass von Dorette Khezri.
Frau Gertz, wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben?
Ich habe Modedesign studiert und das unterrichte ich heute auch. Zudem mache ich aber freie Fotoprojekte, wobei sich diese Fotos immer auf Kleidungsriten beziehen – ich mache die Fotos selber.
Wie sind Sie von der Mode zur Fotografie gekommen? Haben Sie sich das angeeignet?
Mode und Fotografie liegen ja grundsätzlich schon mal nah beieinander. Ich habe schon während des Studiums in dieser Richtung gearbeitet. Erst war ich Model, dann Stylistin und zwischendurch habe ich bei Modefotografen assistiert. Ich hab dann häufig auch Katalog-Shootings organisiert. Da war ich der Fotografie schon immer sehr nah. Dann habe ich auch noch einen Becher-Schüler geheiratet (lacht).
Auf unseren Reisen, die häufig sehr exotisch waren, bin ich immer wieder auch auf exotische Kleidung gestoßen und habe beobachtet, dass Kleidung non-verbale Kommunikation bedeutet. Anfangs habe ich das mit der Kamera dokumentiert. Daraufhin kamen Anfragen von Museen, etwa Völkerkundemuseen, und dann hat sich das dahin entwickelt, dass ich Fotoserien gemacht habe – nicht mehr reine Dokumentation oder Reportage – sondern dass ich das als Serie entwickelt habe.
Um einen Einblick in das Werk von Corina Gertz zu bekommen, besuchen Sie ihre Website: corinagertz.com
Arbeiten Sie künstlerisch als Paar zusammen?
Kris Scholz: Wir stellen zusammen aus, aber jeder macht seine Projekte. Außer jetzt in Riga. Da machen wir mit den Studenten zusammen eine Modefotografiestrecke, das haben wir schon mal gemacht.
Was denken Sie, sind wichtige rechtliche Themen für Künstler?
Kris Scholz: Bei uns als Fotografen ist natürlich das Urheberrecht ein wichtiges Thema, das ist wirklich eine schwierige Kiste. Und wenn man mit Galeristen oder Museen zu tun hat, muss man Verträge machen, sonst ziehen die einen über den Tisch. Insbesondere im Schadensfall, wenn etwas kaputt geht, ist es extrem wichtig, dass alles schriftlich festgehalten ist.
Ein Einblick in die Künstlersiedlung, Fotografie aus dem Nachlass von Dorette Khezri.
Was ist Ihrerseits zum 80-jährigen Jubiläum der Künstlersiedlung geplant?
Corina Gertz: Ich bin gerade dabei, eine Jubiläumspublikation zu machen: „80 Jahre Künstlersiedlung Golzheim“, in der diesmal die Kunst beleuchtet wird, die hier entstanden ist. Das haben wir weder im Film noch im Buch abgehandelt. Da haben wir eher über die Geschichte, Wohn- und Arbeitssituation gesprochen.
Bei der neuen Publikation sind alle Künstler, die hier seit 1937 gelebt haben, mit einem Werk vertreten. Ein Kunsthistoriker wird dazu einen Begleittext schreiben und es wird eine Legende geben, welcher Künstler wann, wie lange, wo gelebt hat. Das Buch wird in einer kleinen Auflage von uns selbst publiziert. (Hinweis: Kauf über Corina)
Was sind weitere Projekte?
Corina Gertz: Wir haben eine Wanderausstellung in der Planung. Wir waren beide vor zwei Jahren bei der Photo Beijing je mit einer Serie vertreten. Kris hatte damals diesen Beitrag auch kuratiert. Dieses Mal machen wir eine Gegeneinladung, sechs chinesische und sechs deutsche Fotografen bilden diese Wanderausstellung. Es fängt im Mai in der Städtischen Galerie KUBUS Hannover an und geht weiter in die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen und im Oktober nach Peking. Es folgen Chongqing und Iserlohn.
Annette Leyener, Corina Gertz und Karl-Heinz Klein bei der Produktion des Films zur Künstlersiedlung; private Fotografie
Sie sind viel international unterwegs, ist es für Sie eine Option, dauerhaft ins Ausland zu gehen?
Corina Gertz: Ich hab viel im Ausland gelebt, aber jetzt sind wir hier in der Künstlersiedlung. Wir sind immer viel unterwegs, jetzt stehen Riga im Zuge eines Lehrauftrages und China an, wo wir unterrichten und ausstellen, aber das hier ist schon der Heimathafen. Düsseldorf hat auch einfach Lebensqualität, das ist ne schöne Stadt.
Fazit
Gerade – aber nicht nur – in der Fotografie ist das Urheberrecht ein äußerst komplexes Thema. Auch die Handhabung und Kontrolle von Verträgen und das Durchsetzten des Rechts auf Namensnennung stellen viele Künstler vor eine Herausforderung. Sollten auch Sie mit diesen Themen in Berührung kommen, sichern Sie sich mit unserer professionellen Unterstützung, einem Vertragscheck oder einer Beratung, ab.