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Brasilien, Künstlerproteste und Kulturpolitik

Künstlerproteste in Brasilien gegen die Kulturpolitik

In Brasilien finden seit geraumer Zeit Künstlerproteste gegen die Kulturpolitik statt. Grund dafür ist unter anderem der Präsident Jair Bolsonaros. Dieser geht seinen eigenen Weg. Während er das Gewaltproblem übersieht, den Waffenbesitz in Brasilien erleichtert, kürzt er zeitgleich das Budget der Kreativszene in Brasilien. Jenes widerspricht den Bedürfnissen viele Brasilianer. Diese mobilisieren sich über die sozialen Medien zu Protesten, Demonstrationen, Kundgebungen und künstlerischen Aktionen. Denn aus der Sicht vieler Brasilianer sind Demokratie und die Freiheit künstlerischen Ausdrucks in Gefahr.

Widerstand und Verfall

Bereits vor der Wahl Jair Bolsonaros war der Widerstand in der brasilianischen Bevölkerung groß. Daran änderte sich trotz seines Amtsantritt nichts geändert. Im Gegenteil, auch die Kulturszene organisiert sich nun verstärkt zum Widerstand. Denn viele Künstler kritisieren Jair Bolsonaros Politik. Jene Politik sieht die Kürzungen im Kulturetat vor. Des Weiteren hat Bolsonaro zwei Dekrete erlassen, die den Waffenbesitz erleichtern. Laut ihm bedeuten mehr Waffen zeitgleich auch mehr Sicherheit. Somit hat er sein zentrales Wahlversprechen eingehalten und setzte sich gegen den ehemaligen Präsidenten Michel Termer durch. Michel Termers Kabinett schuf das Kulturministerium ab. Die darauf folgende Proteste mit künstlerischen Akteure bündelten sich unter den Slogan „Fora Termer“ (dt. Termer raus). Die Kreativen und Künstler kämpften für die Kultur, für ihre Finanzierung und äußerten sich aktiv gegen den Verfall der öffentlichen Kulturförderung.

Filmförderung und Etatkürzungen

2019 war es dann auch soweit und Jair Bolsonaros wurde Präsident von Brasilien. Bolsonaro kündigte an, dass er Institutionen sofort schließen würde, um die Steuern für wichtigere Dinge als Kultur zu nutzen.

Mit der Schließung von Institutionen, erhofft Bolsonaro sich, eine andere Verwendung der Steuern für zum Beispiel “wichtigerer Dinge als Kultur”.

Laut Bolsonaros Gesetzesentwurf, steht folglich der nationalen Filmagentur ANCINE im kommenden Jahr fast 43 Prozent weniger Geld zur Verfügung. Falls das Gesetzt im Parlament durchkommt, wird der Etat im kommenden Jahr auf 415,3 Millionen Reais sinken. Umgerechnet sind das circa 90,6 Millionen Euro – der geringste Wert seit 2012.

Gefördert werden zukünftig nur noch Filme, die mit seiner konservativen, religiös beeinflussten Moral einhergehen. Mit anderen Worten, es gibt einen ideologischen „Kulturfilter“, der für die Vergabe von Geldern angewandt wird. Wer nicht ins Raster passt, fällt durch. So wurden bereits zugesagte Gelder für zwei Kinofilme mit Gender-Thematik gestrichen. Bolsonaros nutzte nämlich sein Veto gegen die Förderung. Es gibt viele weitere Beispiele für Eingriffe von oben. Auf lange Sicht wünscht er sich für die nationale Filmagentur einen Direktor mit „evangelikalem Profil“.

Kulturpolitik und Bildungsministerium

Mit wachsender Sorge betrachten brasilianische Künstler und Kreative nicht nur die aktuelle Kulturpolitik des amtierenden brasilianischen Präsidenten, sondern auch das Bildungsministerium. Das Bildungsministerium kündigte an, den Etat für öffentliche Universitäten rigoros zu kürzen. Infolgedessen gab es landesweite Proteste, die mehrere Zehntausende Menschen in den Brasilianischen Großstädten auf die Straße brachten.
„Die Tatsache, dass wir in Brasilien eine sehr ernste politische und wirtschaftliche Situation erleben, verpflichtet einen als Künstler, sich politisch zu positionieren.“, sagte der Schriftsteller Luiz Ruffato. So kommt es, dass Künstler und Künstlerinnen die Proteste unterstützen und ihre Fans dazu aufrufen sich zu beteiligen.