Im Gespräch mit Amit Goffer – Teil 1
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Im Gespräch mit Amit Goffer – Teil 2

Hier finden Sie den ersten Teil der Reihe Im Gespräch mit Amit Goffer.

Fortsetzung:

Zunächst fallen mir zwei Gebilde ins Auge, die mit Ihren geschwungenen Holzringen an unser Planetensystem erinnern und meinem Auge deshalb angenehm sind. Eine dieser Skulpturen hängt geradeaus in einer Nische und die andere ist in einem winzigen Nebenraum, deren Metalltür offen steht, untergebracht. Der Künstler erzählt mir, dass dieser Raum von den vorherigen Künstlern nie genutzt wurde, ihn dieser schwer begehbare, enge Raum aber gerade sehr gereizt habe.

Die Hauptskulptur besteht aus einer runden Holzplatte, die von 3 Metallbeinen getragen wird. Diese stecken in einem runden Steinfuß. Auf der Holzplatte steht eine große Glasglocke, die von Einkerbungen in der Platte gehalten wird. Beim Betrachten der Glasglocke befällt einen das Gefühl, es sei Energie innerhalb des Glases spürbar.

Bei näherer Betrachtung sieht man auf der großen Holzplatte sehr schöne, geschwungene, eingefräste Linien, die einem bestimmten astrologischen System zu folgen scheinen.

Unter der Holzplatte befindet sich eine Glühbirne, die in einem geschwungenen Holzgitter steckt.

Beim Inspizieren der Hauptskulptur berichtet mir Goffer, dass er alle Einzelteile der Skulptur, bei unterschiedlichen Handwerkern in Auftrag gegeben habe. Diese hätten zwar das Kunstwerk als ganzes nicht gekannt, aber sie seien von Stolz erfüllt gewesen, zu einem Kunstwerk beitragen zu dürfen und sich deswegen besonders viel Mühe gegeben hätten. Außerdem erwähnt der Künstler, dass Migration ein großes Thema für ihn sei und er deswegen Materialien aus verschiedenen Erdteilen verwendet habe. Stolz zeigt er mir ein kleines Stückchen Holz, das er auf die Holzplatte geklebt hat. Es stamme aus Afrika. Es ist rötlich braun und sieht sehr schön aus – es sei nicht bemalt, Naturfarbe.

Amit Goffer erklärt mir, dass es mehrere Zustände der Installation gibt.

Einmal ist die Hauptskulptur voll beleuchtet von einem Strahler, der durch eine bunte Diskokugel an einer Seite des Ausstellungsraumes strahlt.

Typisch für den Künstler ist es, den jeweiligen Ausstellungsraum in die Installation miteinzubeziehen. Denn Teil des Kunstwerkes ist ein wunderschönes Lichtgemälde, was aus dem Schattenwurf der Skulptur und der Diskobeleuchtung an der anderen Wand des Ausstellungsraumes entsteht. Dadurch, dass ein Teil des Lichtstrahls in einem versteckten Spiegel der Hauptskulptur reflektiert wird, ergibt sich ein sehr reizvolles Bild, das – wie bewegtes Wasser, gar wie ein Meer in dem Lichtgemälde – anmutet.

Bei erster Betrachtung der Glühbirne in dem engen Gittergeflecht, kommt mir der Gedanke, die Glühbirne sei gefangen in einem beengenden Käfig. Bei Beobachtung der Wände um mich herum – mit den langen Gitterstäben als Schatten an den Wänden, merke ich allerdings, dass der Betrachter selbst in dem Raum gefangen zu sein scheint. Ein bedrückendes Gefühl.

Dieses Miteinbeziehen des Betrachters in das Kunstwerk ist das packende  und interessante an Goffers Werk.

Impressionen

Nun macht der Künstler das Licht aus und zieht vielfältige Stecker aus diversen Steckdosen. Es wird schwarz. Beim Betrachten der Hauptskulptur sieht man nur noch das schwache Licht der fluoreszierenden geschwundenen Gitterstäbe des Gebildes um die Glühbirne der Hauptskulptur.  Durch Bemalen der Gitterstäbe von innen mit einer im dunklen leuchtenden Spezialfarbe erhält Goffer den Effekt, dass nur noch ein kleines, harmloses Gefängnis zu sehen ist.

Das gefühlte Gefängnis ist bei Dunkelheit auf ein Minimum reduziert. Ganz im Gegensatz zum richtigen Leben, bei dem die Probleme in der Nacht oft übergroß erscheinen.

Autorin des Textes: Rechtsanwältin Dr. Henle, Rae vom Berg & Partner, vomberg.org, Düsseldorf.Barcelona

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